"recur"

Raum- und Klanginstallation
von Karen Bartram, Boris Hertzer, Henry Mex und Stefan Tkotz


transparente Projektionsflächen von Karen Bartram (Foto:Gerhard F. Ludwig)

Großer Wasserspeicher 9.9.- 19.9.1999

recur (engl.: in Gedanken oder Worten zurückkehren, wiederkehren, sich wieder einstellen, periodisch wiederkehren)

"Recur" war eine mehrteilige Raum- und Klanginstallation zum Thema Zyklus und Kommunikation. Zyklische Materie-Energieflüsse, Ideen, Gedanken, Informationen, die sich gegenseitig beeinflussen, wurden von den oben genannten Künstlern aus den Bereichen Bildende Kunst und Musik im Großen Wasserspeicher Prenzlauer Berg zur KRYPTONALE 5 in Gang gesetzt.

Der innere Teil von "recur" (Henry Mex) bestand aus einer Spielapparatur und einem Rohrleitungssystem aus Rohrpostrohren, mit dem Klangimpulse durch die Kreisgänge des Wasserspeicher geschickt wurden. Im Zentrum des Speichers stand "recur - der Spieler", eine Machinenskulptur aus Zahnrädern und Spiralgabeln, die Impulse auf die Rohre gab und damit deren Grundtöne erklingen ließ. Unterschiedliche Zahnradübersetzungen bildeten die unterschiedlichen Schlagzyklen für die 8 Rohre und somit die zeitliche Struktur der Komposition. Die über die Rohre in die verschiedenen Gänge des Wasserspeichers geleiteten Töne wurden in einen Kreislauf geschickt. Es entstand eine Überlagerung von Tönen, die direkt zum Ohr des Hörers gelangten und solchen, die erst nach langen und unterschiedliche Laufzeiten, vom Raum stark verändert, dort ankamen. Mit der Wahl seines Standpunktes bestimmte der Besucher die Mischung der Komposition aus nahen und fernen Klängen selbst. (siehe Skizze).

recur der "Spieler" und "transfer" Fotos: Henry Mex

recur bei YouTube

Der mittleren Teil von recur (von Karen Bartram) inszenierte eine Annäherung von Bild und Raum: Der Tiefenbehälter des Großen Wasserspeichers besteht aus fünf kreisförmigen Gängen, die um ein Zentrum herum angeordnet sind. Die gekrümmten Gänge des Raumes führen uns an den Ort zurück, an dem wir sie betreten haben. Sie beschreiben Kreise, unendliche Wege, die durch eine auf das Zentrum führende Schneise unterbrochen sind, und damit jeweils einen Anfang und ein Ende haben. An dieser Stelle, dem Ein- und Ausgang der Kreisgänge, wurden transparente Membrane aus Kunststoffgewebe, die mehrere Durchgänge konkret schlossen und mit Projektionen visuell erweiterten, installiert (siehe Bild weiter oben). Die Projektionen simulierten die Fortsetzung des Ganges, den geschlossenen Kreis und damit seine Unendlichkeit. Doch durch einen Schlitz in der Mitte waren die Membrane auch real überwindbar. Beim Durchschreiten der Membran wurde das projizierte Bild, die bildhafte Fortsetzung des Raumes, buchstäblich "durchbrochen".

Der äußere Teil von recur bestand aus einer 123 m langen Tonbandendlosschleife (von Boris Hertzer und Stefan Tkotz), die durch den äußersten Ring des Speichers (den Kammergang) geleitet und von dort installierten Tonbandgeräten abgetastet und angetrieben wurden. Das Band unterteilte sich in optisch deutlich unterscheidbare Abschnitte aus Magnet- und Leerband (farbig). Der bespielte Anteil des Bandes wurde über kleine Aktivboxen bzw. geräteinterne Lautsprecher zu Gehör gebracht. Es wurden Stimmen und Geräusche im Wasserspeicher aufgenommen und aufgespielt. Der Besucher konnte die "wandernden" Schallereignisse, inklusive ihrer Wiederkehr, optisch und akustisch nachvollziehen bzw. voraussehen.

recur team
vlnr: Henry Mex, Boris Hertzer, Stefan Tkotz, Karen Bartram